@zxr-fightclub
Also ich gehe immer systematisch vor.
Zuerst muss man mal sagen ,daß jeder Motor für sich aufgrund von Fertigungstoleranzen ein Individuum ist...
Man kann nicht für alle Motoren des gleichen Typs zum Beispiel sagen ne Grundeinstellung von 2 Umdrehungen raus an allen 4 Gasern gleich eingestellt passt.
Da spielen zu viele Faktoren mit ein ,die zu berücksichtigen sind.
Als erstes checke ich immer ganz kleinlich auf Falschluft vor dem Einstellen...sprich also Ansaugstutzen/Drosselklappenwellen.Geht mit Bremsenreiniger sehr gut.
Wenn das ok ,dann werf ich nen kurzen Blick auf alle Membranen des Gasers (ist ja kein Akt und schnell gemacht).
Dann weiß ich ,daß das schon mal soweit ok.
Oftmals ist da schon ne Undichtigkeit festzustellen ,die dann erst mal 100% behoben werden muss ,bevor es weitergehen kann.
Ansaugstutzen werden seeehr gerne undicht (oft erlebt ,bei mir auch so gewesen-> Dichtungen zwischen und fertig).
Dann schau ich mir das Kerzenbild an und wenn der Treiber mir erzählt er fährt nur Kurzstrecke ,dann schick ich ihn je nach Fall erst mal ne kleine Runde knallen auf der Bahn...damit der Kurzstreckenverkehr nicht so sehr das Kerzenbild verfälscht...durch Kurzstreckenverkehr werden die Kerzen ganz gern etwas schwarz ,da sie nie oder nur selten richtig auf die Temperatur kommen ,wo sie sich freibrennen (reinigen bzw. selbst von Ablagerungen befreien bedingt durch die Hitze).
Man könnte in so nem Fall zuerst also annehmen oh zu fett ,dabei kommt das nur von immer wieder kurzen Stadtfahrten das die Kerzen etwas schwarz aussehen.Sie sagen dann also nicht ganz die Wahrheit smile...
Volle Förderleistung (Funktion) der Spritpumpe kontr. schadet auch nie.
Auch die Schwimmerhöhen sind einstellbar (WHB) und die Nadelventile und deren Sitze müssen 100& dicht sein (wenn die undicht sind bewirken sie auch immer ne direkte Überfettung weil da mehr Sprit durch kommt als soll-> passiert schon mal wenn Bike lange gestanden hat das die nicht mehr dicht sind..alles schon gehabt grins...).
Dann ist zu berücksichtigen ,was für ein Lufi gefahren wird....K&N (40% mehr Luftdurchlass) oder ein originaler Lufi.
Bei K&N-Lufi mit Race-Tüte hinten drauf (mehr Luft-weniger Rückstau im Auspuff->schnellerer Gaswechsel) hab ich oft die Erfahrung gemacht ,daß da Hauptdüse 1 Nummer größer recht gut passte.
Aber wie gesagt ,sowas kann man nicht pauschal behaupten...man muss es ausprobieren wie es dann unter Last läuft und es kontrollieren (z.B. Motor läuft damit gut ,aber trotzdem zu einem späteren Zeitpunkt nochmal Kerzen raus und deren Bild beurteilen).
Besser ist immer klein wenig zu fett als zu mager zu fahren.
Bei zu magerem Gemisch dauert die Verbrennung länger an und dadurch heizt sich der Motor mehr auf -> auf Dauer und unter Volllast nicht zu unterschätzen (hab da schon Löcher in Kolben gesehen...lecker und schöne Arbeit->teuer).
Dann gibt es auch noch diejenigen Düsennadeln ,die man in der Höhe einstellen (einhängen) kann.Z.B ist das bei Dyno-Kits und Flachis meist so.
Darüber wird dann wenn Bedüsung und Grundeinstellung passen die sogenannte Feineinstellung vorgenommen (falls solche justierbaren Nadeln drin sind...wenn nicht dann gibt es da auch nichts einzustellen-> manche probieren mit kleinen U-Scheiben unter den Nadeln-> man kriegt die Nadel damit höher nur umgekehrt tiefer ist nicht möglich denn wenn die Nadel schon ganz unten im Sitz aufliegt geht halt nicht mehr).
Über die Grundeinstellung gibt es zu sagen ,daß diese nicht nur den Leerlauf beeinflusst sondern auch den unteren Teillastbereich.
Wenn die z.B. viel zu fett steht ,dann ruckelt/stottert der Motor unter Last unter Umständen auch und nimmt schlecht Gas an (will nicht so richtig durchziehen-> zu fett).
Z.B die H2 von Kollege Miller stand auf 4,5 Umdrehungen raus...sie ruckelte und stotterte wie Seuche bis fast hinein in den Vollastbereich.
Bei ihm passte 124er Hauptüse (original ist 130) ,sowie 38 Leerlaufdüse.
Seine Düsennadeln waren nicht einstellbar ,also konnten wir nur noch über die Grundeinstellung eingreifen (war ja auch klar 4,5 ist viiiel zu fett).
Mit ner Einstellung von 2,5 raus lief es dann richtig klasse und ein neues Moped war geboren smile...
An Bassworlds J war 1 Gasermembran defekt (Loch).Seine lief auch mit 2,5 Umdrehungen raus perfekt.
Meine H2 z.B. verabscheut bei der jetzigen Bedüsung alles was bezüglich Grundeinstellung über 2 1/4 Umdrehungen hinaus geht in Richtung fett...das ist ihr dann zu fett und sie rotzt dann nur noch wie ne Drecksau.
Also siehe da der Beweis ,es gibt keine festen Werte dafür...jeder Motor will es individuell...genau wie die Weiber auch

...
Was im WHB steht ist immer nur ein Anhaltspunkt der passen kann aber auch keine Garantie ist (man liegt damit meist aber schon mal recht nah am grünen Bereich).
Megalange Rede smile und kurzer (langer Sinn he he) :
Immer erst mal das Umfeld der Gemischaufbereitung abchecken (siehe gaaaanz oben smile...Falschluft/Synchro/Bedüsung usw. usw.) und dann erst gehts ans einstellen.
Denn was einzustellen über die Grundeinstellung,was von vorn herein schon nicht passt bringt nix...kostet nur Nerven und bei Flachis viiiiel Nerven grins...
Das musst Du nach Gefühl machen und unter Umständen durch Probefahrten rausfinden ob es passt.
Generell liegst Du mit den Richtwerten aus dem WHB schon mal nicht schlecht...
Wie Du fragtest ,würde ich bei laufendem Motor nicht zudrehen bis der Zylinder abstirbt (gar nicht mehr mitläuft) ... sondern dreh erst mal langsam solange in Richtung mager (reindrehen) bis Du merkst der Motorlauf wird schlechter da Gemisch dann logischerweise zu mager auf dem betreffenden Zylinder....dann dreh wieder ne halbe bis max. dreiviertel Umdrehung raus (fetter).Ist echt Gefühlssache...man kann auch hier keine festen Werte vorgeben...kann passen aber auch nicht.
Das dann an allen 4 so und gucken was die Möhre sagt...kannst Du mal so versuchen.Obs wirklich passt ,merkst Du eh erst wenn Du richtig fährst (unter Last).Auch wenn es sich im Leerlauf gut anfühlt und man den Eindruck hat ha geil...,heisst das immer noch nicht das es unter Last (beim fahren) dann auch noch so gut passt...
Und unterschätze niemals die Wichtigkeit der Synchronisation der Gaser...gerade im Leerlauf macht das ne ganze Menge aus ,wenn die daneben steht (unrunder Lauf im Leerlauf dann bis zu stottern beim anfahren und im unteren Teillastbereich-> alles möglich wenn die Druckunterschiede zwischen den Gasern zu groß sind).
Ich hab es an meiner H2 so gemacht :
Im WHB steht 1 3/4 raus plus minus 1/4.
Mit der 130 Hauptdüse (original) lies sich das Ganze überhaupt nicht einstellen...ich konnte machen was ich will es war immer scheisse wenn ich dann probegefahren bin....
...erst mit 124er HD in allen 4 Gasern kam ich der Sache dann schon ein ganzes Stück näher....diese Schweine-Gaser...ich hasse sie smile...
Grundgemischeinstellschrauben :
Ich hab dann mit 1,5 raus an allen 4 angefangen (also an der Untergrenze gemäß WHB)...das war zu mager...lief im Leerlauf ok aber unter Last nicht...dann erhöht auf 1 3/4 und wieder probegefahren....unter Last immer noch nicht ok...das Gleiche dann mit 2 raus probiert...immer noch nicht befriedigend aber schon besser (fast ok)....dann bei 2 1/4 raus war ich begeistert...das hat dann super gepasst.
Beim Einstellen hab ich jedesmal auch nochmal die Synchuhren drangehangen und nochmal kontrolliert...und seitdem läuft die Drecksau wie die Bienen zusammen mit 124er Hauptdüsen/originalen Düsennadeln und 38er Leerlaufdüsen (auch original)...hab K&N-Lufi drin und Micron Race-Tüte drauf...eigentlich dachte ich das kann doch nicht sein und muss doch eigentlich zu mager bedüst sein (denn original ist 130 HD und ich hab K&N und Race-Pott drauf)...aber das Kerzenbild bestätigt die Abstimmung -> es passt wie Harry Hirsch auch wenn es mich wunderte...naja so gefällts meiner Sau halt am besten ,dann soll es so bleiben.In jedem Drehzahlbereich ne Wildsau (so mag ichs) und im Leerlauf steht fast der Zeiger des Drehzahlmessers still...so ruhig...was will man(n) mehr...man(n) weiß jetzt : hab endlich rausgefunden wie die Sau gefickt werden will...bissi beschimpfen beim (Sex) äh Gaserabstimmen schadet nie...
Man muss also auf jeden Motor individuell eingehen und rausfinden ,was ihm am besten schmeckt...manche Möhren laufen mit der Originalbedüsung perfekt und manche wiederrum auch nicht...das hängt zum Teil auch davon ab wo man fährt (Umgebung z.B. in größeren Höhen mit anderer Luftdichte ist es anders als in anderen Gebieten)...diese Umstände fließen genauso in ne Abstimmung mit ein.
Ne ZXR ,die die Schlitzaugen an Kanada ausliefern ist anders abgestimmt ab Werk als ne Möhre für nen kölschen Jung....
Ich glaub ,diesesmal hab ich nicht nur Euch sondern auch mich selbst totgelabert...von daher mach ich jetzt mal stopp und geh schlafen grins...
Viele Grüße und viel Erfolg beim Abstimmen/Einstellen
Marcelllo
PS: Man kann soooo viel drüber schreiben und jeder macht es aufgrund seiner Erfahrung wieder anders ,aber am besten ist und bleibt man hat ne Möhre vor Ort und kann sich nen eigenen persönlichen Eindruck verschaffen...bzw. die Sache dann nach eigenem Gefühl beurteilen.
Mal sehn ,was die anderen noch schreiben und was die für Erfahrungen mit dem Einstellen/Abstimmen haben...
Wer keinen Prüfstand hat ,hat in jedem Fall mehr Arbeit/Aufwand damit...und wird es auch nie so perfekt hinbekommen können...aber für die Straße reicht es...hab selbst auch keinen Prüfstand und es dennoch bis jetzt immer ganz gut hinbekommen.